ZEISS IKON ZM

NIVEAUVOLLE ANALOG-FOTOGRAFIE


Die niveauvolle Analog-Fotografie lag mir als ambitionierter Fotofreund nach wie vor sehr am Herzen und so steuerten meine Gedanken ganz klar in eine Richtung: Analog und neu! Das ist immer gut! Aber welche Kamera sollte in Frage kommen, die die zuvor aufgezeigten Handicaps vermissen ließ? Ein wunderbarer Gedanke tauchte auf: Zurück zu den Messsucher-Kameras und ihrer renommierten Vertreter?


Alle Messsucher-Kameras haben natürlich ihr eigenständiges Design, ihre technischen Eigenarten und vor allen Dingen individuell, ihr entsprechendes Preis/Leistungsverhältnis. Dazu gab es von allen Herstellern, eine gut ausgebaute Objektiv- und Zubehör-Linie, die je nach Belieben und Geldbeutel, und auch Dank Leica-M-Bajonett, untereinander eingesetzt werden konnten.


Als Qualitätsversessener fiel die Entscheidung diesmal zugunsten eines feinmechanischen Messsucher-Systems - der ZEISS IKON ZM. Also Fotografie pur und mit sehr gutem Handling, ein im Vergleich zu Spiegelreflexen deutlich niedrigeren Gewicht und geringeren Abmessungen.

Als ich meine neue ZEISS IKON ZM und ein Planar-Objektiv 50 mm zum ersten Mal in die Hand nahm, hatte ich sofort ein angenehmes Gefühl von Solidität und hoher Präzision. Kein Wunder, die Kameras werden für einen langlebigen Einsatz von der Firma COSINA des Herrn Kobayashi in Japan nach den Vorgaben von CARL ZEISS gefertigt. Alle beweglichen Teile laufen präzise und spielfrei. Der brillante Messsucher fällt überaus angenehm auf. Die große Messbasis, ist dann auch für alle M-Objektive sehr gut geeignet. Der vertikal ablaufende Metallschlitz-Verschluss läuft sehr weich und leise. Im Vergleich zu Leica-M, läuft er aber etwas kerniger ab, als deren gummierter Tuchschlitzverschluss. Dafür fehlt das Klappgeräusch des Spiegels einer einäugigen Reflexkamera, und die massive Bauweise des Gehäuses dämpft das Verschlussgeräusch außerdem. Zudem gibt es mit einem Metallschlitz-Verschluss keinen teuren Brennglas-Effekt, wenn man die Kamera mit Objektiv und ohne Objektivschutzdeckel, mal in der prallen Sonne liegen lassen sollte.


Die mittenbetonte Integral-Messung, verbunden mit einer elegant einsetzbaren Messwert-Speicherung, ist für die meisten meiner Aufnahmebedingungen sehr gut nutzbar. Die Verschlusszeiten werden elektronisch, im Zeitautomatik-Modus, von 1/2000 - bis 8 Sekunden, und manuell zwischen 1/2000 - 1 Sekunde, beziehungsweise mit B eingestellt. Die Verschlusszeiten, werden im linken Sucherbild, außerhalb der jeweiligen Formatbegrenzung, mit roten LED-Zahlen relativ gut sichtbar angezeigt. Eine CR 1/3 Lithium Batterie versorgt die Zeiss Ikon mit elektrischer Energie. Die Blitzsynchronisation besteht mit 1/125 Sekunde beziehungsweise mit längeren Verschlusszeiten, aber ohne eine TTL-Blitzmessung. Das universelle M-Bajonett, lässt mir zudem den Freiraum, eventuell auch die Objektive des Leica-M-Systems problemlos nutzen zu können.


Das spezielle Design des ZEISS IKON Gehäuses, aber auch der Objektive, ist unter anderem eine Reminiszenz an die traditionellen ZEISS IKON Kameras und Objektive aus vergangenen Zeiten. Das Ergebnis ist eine solide Griffigkeit mit Ecken und Kanten aus Aluminium und Magnesium. Nach Jahrzehnten Pause setzten die Kamerabauer aus Oberkochen allerdings nicht auf das alte Contax-Bajonett, sondern übernahmen das von LEICA entwickelte M-Bajonett. Die Belichtungsautomatik arbeitet sehr zuverlässig, wobei ich bei dunklen oder hellen Motiven entsprechend korrigieren muss. Im Vergleich zu den schweren digitalen Spiegelreflexkameras mit ihren lichtstarken Zoom-Objektiven ist die Zeiss Ikon unterwegs doch eher unauffällig.


Noch mal zum Sucher: Heißen Sucherkameras normalerweise so, weil man suchen muss, was man sehen will, so wird mir beim Blick durch den Sucher der neuen Zeiss Ikon klar, dass ich eine gute Entscheidung getroffen habe. Im Sucher sehe ich einen Bildausschnitt, der eines 28 mm-Objektivs entspricht, ein Lichtrahmen zeigt mir dann an, wo die Abbildungsgrenzen des jeweils auf der Kamera angebrachten Objektivs sind und das Ganze in einer brillanten Helligkeit. Die Fokussierung ist im hellen Sucher hervorragend und geht sehr einfach. Der Auslöser funktioniert wunderbar weich.


Dann der Belichtungsmesser: Auf dem Objektiv sehe ich, dass die Blende in 1/3 Stufen einstellbar ist; der Belichtungsmesser reagiert auch sehr exakt auf diese 1/3-Abstufungen. Die Verschlusszeiten werden von der Kamera am linken Bildrand eingeblendet. Bei Belichtungseinstellung "A" wird die Blende manuell vorgewählt und die Verschlusszeit automatisch nachgeführt. Im voll manuellen Modus wird am linken Bildrand angezeigt, was die eingestellte Verschlusszeit und die empfohlene Verschlusszeit ist. Mehr Informationen braucht man eigentlich nicht. Keine Leuchtdioden in Form von mahnenden Symbolen oder seltsamen Plus- und Minus-Zeichen, dafür einfache, klare Informationen, um zu wissen was zu tun ist.


Insgesamt hat mich die außergewöhnliche Klasse der soliden Zeiss Ikon-Kamera und insbesondere das Spitzen-Objektiv begeistert und überaus angenehm beeindruckt. Solche Qualitäten machen einfach Spaß. Überhaupt, Fotografieren sollte in erster Linie riesigen Spaß machen. Aber auch das hier sehr gute Preis/Leistungsverhältnis muss in diesem Zusammenhang hervorgehoben werden.


Vielleicht noch die folgende existenziellen Fragen: Wieso hat sich der führende Objektiv-Hersteller Carl Zeiss überhaupt auf das Kamerageschäft eingelassen? Und warum ausgerechnet mit einer analogen Messsucherkamera? Ist Analogfotografie denn nicht praktisch passé? Und befinden sich die Hersteller von Filmmaterial nicht bereits auf dem Rückzug aus dem Geschäft?


Das Digitale ist übermächtig und auch Profis fotografieren längst digital. Wer investiert da noch in Apparate, die Film benötigen? Also ade, Analog-Fotografie? Wird es künftig noch Filme für die Zeiss Ikon geben?


Meines Erachtens gehört dieses Kamerasystem zur absoluten Spitzenklasse. So eine Qualität wollte ich mir nicht entgehen lassen. Aber so sind Fotografen nun einmal. Immer auf der Jagd nach dem perfekten Bild.

CONTAX

G2

Zeiss Ikon ZM
Zeiss Ikon ZM